Liebe Krippenfreundinnen!
Liebe Krippenfreunde!
Die Kirche feiert Jahr für Jahr neun Monate vor Weihnachten, eben am 25. März, das Hochfest der Verkündigung des Herrn. Da jedoch heuer der 25. März in die Karwoche fällt, wird dieser Festtag erst nach Ostern und zwar am 8. April gefeiert. Denn in der Karwoche und Osteroktav hat das Gedächtnis des Leidens und Sterbens sowie der Auferstehung unseres Herrn Vorrang gegenüber allen anderen Gedenktagen. Dies ist eine Regelung, die die gesamte Kirche betrifft.
Was feiern wir nun am Hochfest der Verkündigung des Herrn? Es ist der Besuch des Erzengels Gabriel bei Maria. Dieser kommt im Auftrag des Allerhöchsten und stellt ihr die Frage, ob sie bereit sei, die Mutter des Sohnes Gottes zu werden. Weil Maria Ja sagt, wird Gott Mensch!
Das uns so vertraute Gebet „Der Engel des Herrn“ fasst den Inhalt dieses Festes mit wenigen Worten sehr präzise zusammen. Beim Läuten der „Ave Glocke“ betet das gläubige Volk in der Früh, zu Mittag und am Abend: „Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft. Und sie empfing vom Heiligen Geist! Maria sprach: ‚Siehe, ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe nach deinem Wort!‘ Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt!“
Es ist gut und sehr zu wünschen, diese inhaltsreichen Worte einmal etwas näher anzuschauen und zu betrachten. Denn die Gefahr ist groß, dass wir oft gar nicht recht bedenken, was wir beten. Abgesehen von der oberflächlichen Routine geht uns dadurch auch der Reichtum dieses Gebetes sowie der Sinn des Festes der Verkündigung des Herrn verloren.
Doch jetzt der Reihe nach!
„Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft!“ - Maria war auf diesen Besuch nicht vorbereitet. Mitten in ihrem Alltag steht ein Bote Gottes vor ihr. Es war nicht irgendein Engel, sondern ein sehr prominenter, eben der Erzengel Gabriel. Alle Engel stehen im Auftrag Gottes, doch jene, die eine ganz besondere Botschaft zu überbringen haben, werden Erzengel genannt.
Gabriel sagte zu ihr: „Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir!“ Natürlich erschrickt Maria wegen dieser Anrede und über diesen unerwarteten Besuch.
Deswegen sprach der Engel: „Fürchte dich nicht Maria; denn hast bei Gott Gnade gefunden!“
Und jetzt kommt der Erzengel zur Sache. Er spricht im Auftrag Gottes:
„Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären. Dem sollst du den Namen Jesus geben!“
Gott bricht zweifelsohne durch diese Botschaft sehr massiv in ihr Leben ein. Und noch etwas: Das Kind, das sie bekommen soll, ist nicht irgendein Kind, sondern „es wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Es wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen. Und seine Herrschaft wird kein Ende haben!“
Was Wunder, dass Maria nachfragt und zu bedenken gibt: „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ Da antwortete ihr der Engel: „Heiliger Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden!“
Dies heißt im Klartext: Dieses Kind entsteht nicht durch menschliche Zeugung, sondern durch das direkte Eingreifen Gottes, eben durch das Wirken des Heiligen Geistes! Dies ist gemeint, wenn es im Gebet heißt: „Empfangen durch den Heiligen Geist!
Und weiter beten wir im „Engel des Herrn“: „Maria sprach: Siehe, ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe nach deinem Wort!“- Das nun ist die entscheidende Antwort, auf die nicht nur Gott, sondern sozusagen auch die ganze Welt gewartet hat. „Ich bin die Magd des Herrn“, d.h. Maria ist bereit, die Mutter des Erlösers zu werden. Es soll so sein und geschehen, wie Gott es will!
Ich meine, man kann nie genug über diese Antwort Mariens nachdenken. Denn sie sagt Ja, auch wenn sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht abschätzen konnte, was dieses Ja alles mit sich bringen würde. Einzig und allein im Vertrauen auf die Zusage Gottes: „Der Herr ist mit dir“, spricht Maria ihr Credo: Ich glaube! So soll es sein!
Und dass Maria zurückfragt: „Wie soll denn das geschehen?“, ist keineswegs ein Zeichen eines schwachen Glaubens! Ganz im Gegenteil: der Glaubende darf fragen. Ratlosigkeit ist keine Schande. Besser Gott fragen, als oberflächlich glauben.
Was durch die Bereitschaft Mariens geschehen ist, wird im Gebet „Der Engel des Herrn“ so ausgedrückt: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt!“ - Das heißt: Gott ist Fleisch, d.h. ein Mensch geworden. Und dieser menschgewordene Sohn Gottes, eben Jesus, hat unter uns gelebt und die Botschaft vom Reich Gottes verkündet.
Was an Maria so imponierend ist: Sie hört unter den vielen Stimmen die Stimme Gottes. Sie ist ansprechbar für IHN! Und noch erstaunlicher ist, dass Gott nach dem Sündenfall von Adam und Eva den Neubeginn mit der Welt sozusagen von der Bereitschaft eines Menschen abhängig gemacht hat. Deshalb danken wir Maria für ihr Ja! Wir loben und preisen sie als unser großes Vorbild im Glauben. So ist es immer: Gott ergreift die Initiative. Und er wartet auf unsere Antwort!
Das feiern wir am Hochfest der Verkündigung des Herrn! Das Gebet „Der Engel des Herrn“ fasst kurz zusammen, worum es dabei geht (vgl. Lk 1,26-38).
Weihbischof Dr. Hansjörg Hofer
Geistlicher Beirat des Verbandes der Krippenfreunde Österreichs