Liebe Krippenfreundinnen!
Liebe Krippenfreunde!
Johannes der Täufer, dessen Geburtsfest die Kirche am 24. Juni feiert, hat nicht unmittelbar etwas mit unseren Weihnachtskrippen zu tun. Aber die Tatsache, dass uns dieser Mann Jahr für Jahr hauptsächlich im Advent begegnet, wo sich die Krippenbauer emsig mit der Darstellung der Geburt Jesu beschäftigen, rückt Johannes ganz nahe an unseren Erlöser heran. Und so stellt sich die Frage: Wer ist denn eigentlich dieser Mann? Wenn wir auf seine Geburt, sein Wirken und Ende schauen, kann er lebendig vor unseren Augen erstehen.
Geboren wurde Johannes etwa ein halbes Jahr vor Christus. Seine Eltern Zacharias und Elisabeth waren alte, rechtschaffene und fromme Leute. Sie hatten keine Kinder, denn Elisabeth war unfruchtbar. Als Zacharias als Priester eines Tages im Tempel in Jerusalem zum Dienst eingeteilt war, erschien ihm der Erzengel Gabriel. Er ließ ihn wissen, dass Elisabeth einen Sohn bekommen werde, dem er den Namen Johannes geben sollte. Und er wird groß sein vor Gott.
Weil jedoch Zacharias dem Boten Gottes nicht glaubte, wurde er stumm. Der Erzengel Gabriel aber kündigte ihm an, dass er mit der Geburt des Kindes die Sprache wieder zurückerhalten werde.
Und so geschah es auch! Alle freuten sich mit Elisabeth, dass sie als betagte und unfruchtbare Frau einem Sohn das Leben schenken konnte. Und in der ganzen Gegend redete man über dieses großartige Ereignis. Was Wunder, dass sich die Leute die Frage stellten: „Was wird denn wohl einmal aus diesem Kind werden“ (vgl. Lk 1,57-80)?
Als Johannes knapp 30 Jahre alt war, zog er in die Wüste von Judäa und an den Jordan und verkündete überall das langersehnte Kommen des Messias, des Erlösers. Er predigte mit großer Leidenschaft und taufte die Büßer.
Johannes selber war ein ernster und strenger Mann - streng gegen sich selbst. Er trug ein Gewand aus Kamelhaaren. Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung. Der Täufer war aber auch streng gegenüber andere: „Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Gericht Gottes entkommen könnt? Bringt Früchte hervor, die eure Umkehr zeigen“, schmetterte er den Führenden des Volkes entgegen (Mt 3,1-12)!
Und dennoch zogen die Menschen in Scharen hinaus an den Jordan und ließen sich zum Zeichen ihrer Umkehr von Johannes taufen. Unverdrossen und mit großer Entschiedenheit predigte er: „Ich bin nicht der Messias. Nach mir kommt einer, der größer ist als ich. Ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe auszuziehen!“
Eines Tages kam auch Jesus, um sich von Johannes im Jordan taufen zu lassen. Das war wohl die Sternstunde seines Lebens, obwohl er dies nicht zulassen wollte. „Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir“, beteuerte er (Mt 3,14)!
Später bestätigte Johannes, als Jesus auf ihn zukam: „Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt“ (Joh 1,29)! Johannes war also nicht nur der Wegbereiter Jesu und sein Vorläufer, sondern vor allem auch sein Zeuge! Er bezeugte mit seinem ganzen Leben, dass Jesus der seit Jahrhunderten erwartete Retter und Erlöser Israels ist.
Wegen der ständig wachsenden Popularität des Täufers wurde Herodes, dieser herrschsüchtige und grausame König, nicht nur eifersüchtig auf Johannes. Er witterte auch Gefahr für sich und seinen Thron. Deshalb ließ er ihn ins Gefängnis werfen. Dort hört er von den Taten Jesu. Aber das, was er hört, hatte er nicht erwartet und auch nicht vorausgesagt. Er hatte angekündigt, der Messias werde mit starker Hand die Ordnung Gottes wiederherstellen. Doch es fiel kein Feuer vom Himmel. Gott schweigt und Herodes regiert weiter.
Da überfallen ihn Unsicherheit, Fragen und Zweifel. Dass Jesus so ganz anders gekommen und aufgetreten ist, als er sich das vorgestellt hat, quält ihn im Kerker. Und aus dieser Not heraus lässt er Jesus fragen: „Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ Und Jesus ließ Johannes ausrichten: „Schau doch, was geschieht: Blinde sehen wieder und Lahme gehen usw. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt“ (vgl. Mt 11,2-11)!
Das Ende des Täufers war grausam und hinterhältig. Weil Johannes König Herodes wegen seines unerlaubten Zusammenlebens mit der Frau seines Bruders scharf kritisierte, rächte sich Herodias, indem sie von Herodes den Kopf des Täufers forderte. Und so wurde Johannes im Gefängnis schmählich enthauptet und ermordet (vgl. Mk 6,17-29).
Aber nichts destotrotz hat Jesus seinen Vorläufer Johannes über alle Maßen gelobt, indem er den Leuten versicherte: „Amen, das sage ich euch: Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er“ (Mt,11,11)!
Und übrigens feiert die Kirche neben Jesus nur die Geburtstage seiner Mutter Maria und eben Johannes des Täufers. Auch dies ist ein Zeichen dafür, dass der Täufer unser aller Vorbild ist und sein soll und zwar wegen seiner Geradlinigkeit und Charakterstärke. Zweideutigkeit und Menschenfurcht waren ihm fremd. Sein Zeugnis für Jesus Christus war klar und unmissverständlich, imponierend und faszinierend!
Es ist nur würdig und recht, dass wir uns Jahr für Jahr am 24. Juni an seine Geburt sowie an seinen Auftrag und seine Sendung erinnern!
Weihbischof Dr. Hansjörg Hofer
Geistlicher Beirat des Verbandes der Krippenfreunde Österreichs