Liebe Krippenfreundinnen!
Liebe Krippenfreunde!
Auf dem Weg durch das Kirchenjahr begegnen wir vielen Heiligen. Am 4. Oktober treffen wir jedes Jahr den heiligen Franz von Assisi. Er ist wohl der größte, bekannteste und volkstümlichste Heilige des Mittelalters. Es ist ganz und gar unmöglich, sein Leben und Wirken, sein Charisma und seine Bedeutung für die Nachwelt mit nur wenigen Worten zu erfassen. Denn er war ein außerordentlicher Mensch, ein Kämpfer voller Härte gegen sich selbst, voller Güte zu seiner Umwelt, voller Kraft aus dem Glauben; eben ein Heiliger!
Sein Leben und Sterben lässt niemanden kalt. Franz von Assisi hat jedem Menschen etwas zu sagen: besonders auch allen, die Krippen bauen und Krippen lieben. Denn unsere weit verbreitete Krippentradition geht auf diesen Heiligen von Assisi zurück.
Genau voriges Jahr vor 800 Jahren hielt nämlich Franz von Assisi die erste Krippenfeier! Es muss eine geradezu ekstatische Feier gewesen sein, die Franz von Assisi in jener Nacht im Jahre 1223 im Bergdorf Greccio nördlich von Rom inszenierte.
„Männer und Frauen jener Gegend bereiteten, so gut sie konnten, freudigen Herzens Kerzen und Fackeln, um damit jene Nacht zu erleuchten“, schreibt der Chronist. Eine Krippe wird „zurechtgerichtet, Heu herbeigebracht, Ochs und Esel hergeführt. So wird aus dem Dorf Greccio gleichsam ein neues Betlehem“, heißt es weiter.
Dieses Ereignis hat viele Nachahmer gefunden. Zu ihnen gehören auch wir! Franz von Assisi als Erfinder der Weihnachtskrippe: das ist allerdings nur ein winziges Mosaiksteinchen seines unauslotbaren Lebens.
Franziskus hatte reiche Eltern. Er ist in Wohlstand und Luxus aufgewachsen. Mit fünfundzwanzig Jahren hat er den Ruf vernommen, Jesus in Armut nachzufolgen. Als er eines Tages in dem kleinen, desolaten Kirchlein S. Damiano in der Nähe von Assisi betete, hörte er plötzlich, wie Christus vom Kreuz herunter zu ihm sprach: „Franz, stell mein verfallendes Haus wieder her!“ Er nahm diese Aufforderung wörtlich, und so kam es zum Bruch mit seinem Vater und seiner Familie. Er zog seine Kleider aus und rannte nackt aus der Stadt. So nahm er Abschied von der Gesellschaft. Er begab sich nun als Bettler auf die Wanderschaft. Für Franz gab es keine halben Lösungen. Er beschritt nun den Weg einer radikalen Armut.
Kenner des Heiligen sind der Überzeugung, dass kein Christ vor oder nach ihm Jesus mit einem solchen Ernst nachgefolgt ist, wie er. „Den Brüdern, die sich ihm seit 1209 anschlossen, wollte er keine andere Regel geben als das Evangelium mit seiner Aufforderung zur Armut und Kreuzesnachfolge. Mit der Liebe zur Armut verband sich bei ihm die Liebe zu den Armen und Kranken, in denen er Christus sah. Er selbst wollte ganz Christus ähnlich werden in der Armut, in der Liebe, in der Predigttätigkeit und im Leiden“. So heißt es in der Einführung zum seinem Festtag am 4. Oktober im Schott-Messbuch.
Mit dieser absoluten Christusbezogenheit hat Franz von Assisi nicht nur seine Umgebung umgewandelt und verändert, sondern in der Folge auch das Leben der Kirche insgesamt. Unzählige Frauen und Männer schlossen sich ihm an, weil sie von seinem Armutsideal fasziniert waren. Und so hat er Spuren hinterlassen, die hereinreichen bis in unsere Tage.
Von seinen Brüdern wurde Franziskus als „Bruder Immerfroh“ angeredet. Er war nämlich überzeugt, dass sich die Haltung der Traurigkeit für einen Christen nicht zieme. Er selber strahlte eine Freude aus, die andere wie ein Magnet angezogen hat.
Mehr als beeindruckend ist bei Franziskus zudem sein unbeirrbares Eintreten für den Frieden sowie seine Haltung der Schöpfung gegenüber. Zeugnis dafür gibt der berührende sog. Sonnengesang“, in dem er den Schöpfergott mit einem liebenden Herzen preist.
Gegen Ende seines Lebens empfing Franz die Wundmale Jesu, wodurch er seinem gekreuzigten Herrn ganz und gar ähnlich geworden ist. Am 3. Oktober 1226 hat der Heilige von Assisi den „Bruder Tod“ willkommen geheißen und sein Leben in die Hände seines Schöpfers zurückgegeben.
Dante Alighieri, einer der größten Dichter Italiens, hatte schon recht, wenn er über Franz von Assisi schreibt: „Wie eine Sonne ging er in der Welt auf“! Nicht nur die „Franziskaner“ lassen durch ihr Leben und Wirken auch bei uns die Sonne ihres Ordensgründers weiterleuchten, sondern viele andere auch noch, die in den Spuren des hl. Franz ihr Leben gestalten.
Und so beten wir dankbar und inständig: „Heiliger Franz von Assisi, bitte für uns und die ganze Welt!“
Weihbischof Dr. Hansjörg Hofer
Geistlicher Beirat des Verbandes der Krippenfreunde Österreichs