Liebe Krippenfreundinnen!
Liebe Krippenfreunde!
Genau 40 Tage sind nun seit Weihnachten vergangen. Die Weihnachtsstimmung ist längst wieder dem Alltag gewichen oder? Auch die Weihnachtslieder sind verklungen. Und wie ist es mit der Weihnachtsbotschaft? Ist auch sie verhallt? Und die Weihnachtsgeschenke, falls es solche überhaupt gegeben hat? Die waren schnell ausgepackt!
Hand aufs Herz: Ist überhaupt etwas von Weihnachten geblieben? Hoffentlich! Ich sage es so: Ein Lichtblick! Das heutige Fest der Darstellung des Herrn erinnert uns an diesen Lichtblick. Eben daran, dass mit der Geburt Jesu in Betlehem der Welt ein Licht aufgegangen ist. Und dieses Licht leuchtet! Es leuchtet weiter. Es leuchtet herein bis in unsere Tage! Und vor allem: es erleuchtet unseren Alltag! Und das ist der Lichtblick!
Denn Gott ist Mensch geworden. Einer von uns. Deswegen weiß er, wo uns der Schuh drückt. Er kennt unsere Nöte und Sehnsüchte, unsere Höhen und Tiefen, unsere Sorgen und Ängste.
War es schon am Beginn der Schöpfung etwas Außergewöhnliches, dass Gott den Menschen nach seinem Bild geschaffen hat, so hat er sich durch seine Menschwerdung ganz und gar, gleichsam mit Haut und Knochen, mit uns Menschen identifiziert.
Und genau das haben die Hirten erkannt, als sie dem göttlichen Kind begegnet sind. Wie uns die Bibel berichtet, gehen sie frohen Herzens in ihren Alltag zurück. Sie sind voller Hoffnung und haben neuen Lebensmut. Die Geburt des Erlösers bedeutet für sie: Es lohnt sich zu leben! Das war ihr großer Lichtblick!
In der Ostkirche wird das heutige Fest „Begegnung des Herrn“ genannt. Gott fügt es, dass wiederum nicht die Spitzen des Volkes Jesus begegnen: der König etwa oder der Hohepriester und die Schriftgelehrten, sondern zwei alte Menschen! In Simeon und Hanna begegnet Gottes Sohn all denen, die „auf die Erlösung Israels warteten“ und den Willen Gottes zu erfüllen suchten.
Simeon wird als gerechter und frommer Mann geschildert, der seine ganze Hoffnung auf Gott setzt. Hanna ist eine gottesfürchtige Frau. Sie ist nach nur sieben Ehejahren Witwe geworden. Aber trotz dieses schweren Schicksalsschlages ist sie nicht am Leben zerbrochen. Sie vertraut weiterhin auf Gott, und dient ihm mit Fasten und Beten.
Und diese beiden Menschen dürfen nun am Ende ihres Lebens erfahren, dass ihr Glaube und ihre Hoffnung nicht vergeblich waren. Sie dürfen im Kind, das in den Tempel gebracht wird, den Heiland erkennen. Jetzt ist er da, auf den sie so lange gewartet und den sie so heiß ersehnt haben. Außer sich vor Freude preist Simeon Gott mit den Worten: „Meine Augen haben das Heil gesehen; ein Licht, das die Heiden erleuchtet“ (Lk 2, 30ff)!
Das war wohl die Sternstunde ihres Lebens und auch der Lichtblick schlechthin, sodass Simeon bekennt: „Jetzt kann ich in Frieden scheiden“
(Lk 2,29)!
Aber da gab noch einen Lichtblick für diese beiden alten Leute. Es war die Erfahrung, dass sich der große und erhabene Gott nicht den mächtigen, sondern den kleinen Leuten zuwendet! Er spricht gleichsam zu ihnen: „Ich übersehe euch nicht in eurem Alter, sondern ich bin bei euch, die ihr am Ende eures irdischen Lebens angekommen seid. Ich verlasse euch nicht, auch wenn ihr vielleicht die bittere Erfahrung machen müsst, dass ihr oft und oft im Abseits steht!“ Diese frohmachende Erfahrung durften Simeon und Hanna machen. Und das ist ein Lichtblick auch für uns oder?
In unserer Zeit gibt es viele Alarmzeichen. Eines davon ist die weitverbreitete Angst; die Angst vor dem Leben, die Angst vor der Zukunft, die Angst vor dem Scheitern. Und was besonders bedrückend ist: diese Angst liegt vor allem vielen jungen Leuten im Nacken!
Ob wir da nicht das felsenfeste Vertrauen des Simeon und der Hanna sehr notwendig bräuchten? Nämlich das Vertrauen, dass Gott zu seinem Wort steht und er unseren Lebensweg mitgeht? Ob dieses Vertrauen nicht Hoffnung bewirkt, neue Hoffnung und Lebensmut, aber auch Lebensfreude für heute und morgen!? - Simeon und Hanna sind also auch ein Lichtblick für all die Menschen, die im Dunkeln, im Ungewissen und in Angst leben.
Und noch etwas: Jede brennende Kerze - nicht nur zu Lichtmess - ist für uns ein Lichtblick! Denn sie erinnert uns an DEN, der das wahre Licht der Welt ist: Jesus Christus! Je mehr wir uns von seinem Licht erleuchten und anstecken lassen, desto mehr können wir auch selber Licht sein und für andere zu einem Lichtblick werden! Und genau das wäre ja unsere ureigenste Berufung als Christinnen und Christen!
Durch das Fest Maria Lichtmess, bzw. das Fest der Darstellung unseres Herrn, soll also mitten im Alltag und Getriebe unseres Daseins Weihnachten, der große Lichtblick unseres Lebens, wieder aufleuchten! Immer wenn wir versuchen, durch unseren Glauben, unser Gutsein, unser Gottvertrauen oder auch nur durch ein gutes Wort, ein wenig Licht in unser Leben und das unserer Mitmenschen zu bringen; immer dann geht Weihnachten weiter, auch wenn uns der Alltag schön längst wieder eingeholt hat. Und das ist ein Lichtblick!
Weihbischof Dr. Hansjörg Hofer
Geistlicher Beirat des Verbandes der Krippenfreunde Österreichs